Ursula Hudson (1958-2020)

Nach der Promotion an der Ludwig-Maximilians-Universität München begann Ursula Hudson ihre berufliche Karriere. Als Vertreterin des Faches Interkulturelle Germanistik lehrte sie an den Universitäten Bayreuth, Cambridge sowie Oxford und entschied sich schließlich für die freiberufliche Arbeit als Wissenschaftlerin und Autorin.

Bereits in ihrer Dissertation über den Schriftsteller Karl August Varnhagen von Ense hatte Ursula  Hudson die Gegenstände behandelt, welche sie ein Leben lang interessierten: Gemeinschaft, Verantwortung und politisches Handeln. Alle drei Themen verband sie mit einem vierten, das schließlich ihr großen Lebensthema wurde, das Essen. Alles Essen sei „hoch politisch“, hob sie immer wieder hervor, weil die Ernährung im Zentrum menschlichen Handels stehe, Beziehungen stifte und damit einschneidende Wirkungen und Folgen für unsere Umwelt und die Zukunft unserer Erde habe. Sie warb für eine „kulinarische Bildung“, weil diese zur Allgemeinbildung des Menschen gehöre und damit eine notwendige Bedingung für einen guten Umgang mit unseren Ressourcen sei.

Hudson war eine Aufklärerin im klassischen Sinne. Als solche fand sie in der Akademie für Kulinaristik, später maßgeblich in der Slow-Food-Bewegung, seit 2010 als Vorsitzende von Slow Food Deutschland e.V., eine Plattform, um ihre Bildungsideen und Zukunftsvisionen in die Gesellschaft zu tragen.

Trotz allen politischen Engagements widmete sich Ursula Hudson auch eigenen Forschungen. Über lange Jahre befasste sie sich mit der Keramikerin Margarete Heymann (verwitwete Loebenstein, verheiratete Marks), die zu den avantgardistischen Künstlerinnen des 20. Jahrhunderts zählte. Hudson arbeitete, unterstützt von der Akademie für Kulinaristik und finanziert von der Charities Aid Foundation, an einem Werksverzeichnis der Designerin, die unter der Diktatur der Nationalsozialisten vielseitigen Repressalien ausgesetzt war.

Begegnungen mit Ursula Hudson waren immer bereichernd, anregend und voller Esprit. Denn sie war nicht nur intelligent, sondern auch klug. Wie bei ganz wenigen Menschen verband sich ihre Haltung mit seelischer Contenance. Ihren Gesprächspartner/innen freundlich, ausgeglichen und interessiert zugewandt, ging es ihr immer um Inhalte und um das Ganze, nie um Polemik. Ursula Hudson war ein ganz besonderer Mensch, weil sie viele andere Menschen mitnahm und trotz ihres leider viel zu kurzen Lebens ein Stück unserer Welt zum Besseren veränderte. Das ist eine beeindruckende Lebensleistung und verdient unseren Respekt und tiefen Dank. Die Deutsche Akademie für Kulinaristik wird ihrem Mitglied Ursula Hudson, ihrem Denken und Wirken ein ehrendes Andenken bewahren.

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